Paul Martens – Radprofi

Frage: Tirreno-Adriatico ist vorbei, wie fühlst Du Dich?

Antwort: Ich bin schon ziemlich kaputt, da ich oft die ersten Stunden von vorne gefahren bin, dann wurde ich abgehängt und danach bin ich wieder in einer kleineren Gruppe gewesen. Viel im Windschatten war ich also nicht.

Frage: Welche Ziele hattet Ihr Euch als Team bei Tirreno-Adriatico gesetzt?

Antwort: Für Wout war es der erste Test,was er bei so einer Rundfahrt erreichen kann und ausserdem war ein Etappensieg das Ziel. Beides wurde denke ich übertroffen.

Frage: Sicherlich hattest Du Dir auch selbst Ziele gesetzt, welche vielleicht nicht immer mit den Zielen des eigenen Teams einhergehen oder passt Du Deine persönlichen Interessen und Ziele immer dem Team an?

Antwort: Nein, seit einigen Jahren orientieren sich meine Ziele ausschliesslich an den Zielen/ Wünschen meiner Kapitäne.

Frage: Was steht für Dich als Nächstes an?

Antwort: San Remo ist das nächste grosse Ziel für unsere Gruppe und danach bereite ich mich auf die ardennen Klassiker vor.

Frage: Was ist Dein Lieblingsrennen und warum?

Antwort: Das Amstel Gold Race. Ich bin als junger Radprofi in diese Gegend gezogen und dieser Klassiker kam mir von meinen physischen Gegebenheiten auch am nähesten. Es hat sich auch immer wie ein Heimrennen angefühlt.

Frage: Der Giro und die Tour, ich weiß nicht genau, ob man die Rennen vielleicht vergleichen kann. Gefahren bist Du beides. Macht es als Fahrer große Unterschiede oder sind sie im Grunde gleichwertig?

Antwort: In den letzten Jahren hat der Giro durch Marketing grosse Sprünge gemacht im Stellenwert und im Anerkennen einer grosseren Masse. Gerade in Deutschland geniesst die Tour noch einen viel grösseren Stellenwert, sodass man als Fahrer noch immer eher um das Tour-ticket kämpft.

Frage: Aber mal weg vom Radsport. Die sozialen Medien haben mittlerweile einen enorm großen Stellenwert im professionellen Sport. Wie siehst Du die Entwicklung dieser Medien? Findest Du, dass sie zu großen Einfluss auf die Sportler haben? Schließlich seid Ihr als Profisportler ja im Grunde genommen ständig unter Beobachtung.

Antwort: Ja natürlich haben sie einen grossen Einfluss. Das Problem, was ich hierbei sehe, dass nicht deutlich ist was faktisch ist und was erfundene „Stories“ sind ( Influenzer). Gerade für junge Sportler wird es immer wichtiger sich auf die eigenen Sachen zu konzentrieren und einen Vertrauenskreis um sich herum aufzubauen, sodass die Einflüsse von aussen nicht „gefährlich“ werden.

Frage: Coronakrise – Eine Medaille hat immer zwei Seiten. Die negative Seite können wir als Radsportfans aber natürlich auch ihr als Profis, jeden Tag spüren. Allerdings wurden im letzten Jahr so viele Räder wie noch nie verkauft und der Ersatzteilmarkt hinkt hinterher, weil man auf die Teile Wochen oder gar Monate warten muss. Hat sich die Coronakrise in Sachen Radsport auch in Deinem privaten Umfeld bemerkbar gemacht?

Antwort: Ich wohne in einem anderen Land als meine Eltern, sodass der physische Kontakt für meine Kinder mit ihren Grosseltern noch schwieriger ist als sonst. Ausserdem hatten die Schulschliessungen auch Einfluss auf mein Leben als Profi zu Hause, da auf einmal weniger Zeit für mich selber war, da ich auch noch ab und zu Lehrer war.

Frage: Noch eine letzte aber sicherlich für die Meisten wohl die interessanteste Frage. Ich glaube bis Juni läuft noch Dein aktueller Vertrag bei Jumbo-Visma. Viele interessiert natürlich Deine Zukunft. Weist Du schon, wie es danach weitergeht und wenn ja, kannst Du uns schon darüber erzählen?

Antwort: Ich fand persönliche (Trainings)Begleitung schon immer interessant. In Zukunft will ich mich so breit wie möglich hierin weiterbilden, da die allein wissenschaftliche Seite zu einseitig ist. Der mentale Zustand eines Sportlers ist ungemein wichtig, sodass man beides gekoppelt sehen muss. Heutzutage haben Sportler oft mehrere Ansprechpersonen, sodass oft aneinander vorbeigeredet wird.

Lieber Paul, herzlichen Dank für die Beantwortung meiner Fragen. Ich wünsche Dir allen voran natürlich Gesundheit, eine unfallfreie Saison und natürlich maximale Erfolge.

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