Torsten Hiekmann – Ehemaliger Radprofi und heutiger Coach, Bikefitter und dem Radsport in gewisser Weise noch immer verbunden, stand mir Rede und Antwort. 

Auch Torsten konnte ich schon damals live auf der Straße sehen, sowohl beim Team Telekom aber auch beim Team Gerolsteiner. Heute haben wir meist Kontakt über Instagram, was mich nach all der Zeit natürlich sehr freut.

 

2007, wahrscheinlich ein Jahr mit großer Bedeutung für Dich, denn da hast Du Deine aktive Karriere als Radprofi beendet. Mit 14 Jahren Rückblick, würdest Du sagen, dass es die richtige Entscheidung war oder hast Du die Entscheidung im Nachhinein doch etwas bereut?

Antwort: Es war eine Entscheidung die ich wollte, natürlich ist es nicht leicht, wenn man diesen einen Abschnitt als Profi beendet, man kann fast sagen ein Teil vom Leben, aber ich habe eine Familie gegründet und ein Coaching und Bikefitting Unternehmen aufgebaut. Das ist meine neue Aufgabe und so bin ich auch heute noch zum Teil im Sport geblieben.

Frage: Thomas Ziegler erzählte in meinem letzten Interview, dass er sich mit dem Vertrag beim T- Mobile Team einen Kindheitstraum erfüllte, nachdem er vorher Station unter anderem beim Team Gerolsteiner machte für das Du ja auch fuhrst. Du warst zuerst beim T-Mobile Team und bist dann zum Team Gerolsteiner gewechselt. War es für Dich auch ein Kindheitstraum da angekommen zu sein und welche Erinnerungen hast Du daran?

Antwort: Ja es war definitiv ein Kindheitstraum, später mal Radprofi zu werden und im Fernsehen zu sein. Als Kind habe ich die Friedensfahrt verfolgt, später dann die Tour de France und hatte das Glück sogar selbst mit meinen Idolen Rennen fahren zu dürfen. Das war schon cool und für mich ging damit ein Traum in Erfüllung.

Frage: Wann hast Du eigentlich gewusst, dass der Radsport Deine Zukunft bestimmen würde? Radfahren kann ja jeder aber es bis zur Elite zu schaffen, daß ist nicht jedem gegeben.

Antwort: Ich hatte das Glück in Berlin an der Sportschule optimale Bedingen zu haben und konnte mich sehr gut entwickeln. Mit 17 Jahren wurde ich Weltmeister, da stand es eigentlich fest, dass ich Profi werden möchte und habe schon zu dem Zeitpunkt Gespräche mit Teamchefs gehabt. Mit 20, damals noch recht jung, wurde ich dann beim Team Telekom Profi.

Frage: Die Vuelta und den Giro bist Du mehrmals gefahren, an welches der beiden Rennen hast Du die schönsten Erinnerungen? Eine Vermutung habe ich, ob sie sich bestätigt?!

Antwort: Ja das sind beides sehr schöne Rundfahrten und ich hatte beim Giro und bei der Vuelta immer Kapitäne gehabt, welche das Rosa oder Rote Trikot hatten, von daher eine bleibende Erinnerung. Mein erster Giro mit 21 Jahren, durfte ich für Jens Heppner fahren und wir hatten sehr lange das Rosa Trikot im Team. Außerdem waren noch meine Idole wie Marco Pantani und Mario Cipollini am Start, daß war für mich als Neo Profi natürlich eine tolle Erfahrung.

Frage: An was erinnerst Du Dich nur ungern, wenn Du an Deine aktive Radsportkarriere denkst?

Antwort: Ich kann es eigentlich nicht direkt sagen, weil schon ein paar Jahre vergangen sind. Ich habe im Grunde nur die Erinnerungen an eine tolle Zeit, wundervolle Erfahrungen und Freunde die man gefunden hat.

Frage: Einige der Radstars von damals haben nach ihrem Karriereende den Absprung in ein normales Leben leider nicht geschafft. Ich möchte jetzt niemanden direkt ansprechen, denn Beispiele gibt es leider genug aber kannst Du es verstehen, dass man nach einer Sportkarriere auch abtriften kann?

Antwort: Ja natürlich kann ich es verstehen. Es ist ja auch nicht leicht, wenn man als Profi aufhört und nun, bei mir fast 15 Jahren im Sport, auf einmal etwas anderes machen soll.
Schließlich war man eben der Beste in der einen Sache und ist Radprofi geworden und wenn man dann aufhört, kommt das „normale Leben“ auf einen zu und man muss sich erstmal neu finden.

Frage: Themawechsel. Wie sieht ein heutiger Alltag des Torsten Hiekmann aus? Antwort:

Ich habe eine Familie und arbeite als Coach für Radsportler und Triathleten, schreibe Trainingspläne und berate die Sportler. Zusätzlich halte ich Vorträge über Coaching, Bikefitting und mein damaliges Leben als Profi. Außerdem bin ich Bikefitter und optimiere die Position von Sportlern und Hobbysportlern auf ihren Rädern. (https://th-bikefitting.de/)

Frage: Dem Radsport bist Du ja auch nach 14 Jahren noch erhalten geblieben, indem Du heute als Personaltrainer, Bikefitter und Coach erfolgreich bist. Greifen auch heutige Radprofis auf Deine Erfahrung und Dein Wissen zurück oder zählen eher JederMänner/Frauen zu Deinen Kunden?

Antwort: Es ist ein Großer Mix , es sind Profis und Jedermannsportler die ich betreue aber genau das macht es auch so schön und spannend.

Frage: Profiradsportler fahren im Jahr im Durchschnitt wohl so um die 30tausend Kilometer im Durchschnitt. Wieviel Kilometer standen für Dich letztes Jahr auf dem Tacho?

Antwort: Gute Frage, leider nicht soviel, ca 3000 km. Familie und Beruf benötigt eben auch viel Zeit.

Frage: Wenn es die Zeit zulässt, schaust Du Dir heute noch gerne Radrennen im Fernsehen an oder bist sogar noch selbst als Zuschauer live dabei?

Antwort: Wenn es Rennen in der Nähe gibt gerne Live, wie die Deutschland Tour! Sonst im TV oder Stream sehr regelmäßig.

Frage: Von welcher Erfahrung im Profiradsport zehrst Du heute noch? 

Antwort: Nicht aufzugeben und immer nach Lösungen zu suchen. Das kann ich sehr gut im Business übernehmen.

Frage: Möchtest Du meinen Lesern noch eine Radsportweisheit mit auf dem Weg geben?

Antwort: Macht was euch Freude bereitet und glücklich macht, dann kommt auch der Erfolg. Nichts kann mit der Brechstange erzwungen werden.

Lieber Torsten, vielen Dank für das Interview.